Der kreative Prozess
Typisches Muster des individuellen kreativen Prozesses
Die Tatsache, das Kreativität als ein Problemlösungsprozess verstanden werden kann, erleichtert eine sachlichere Betrachtung des Mythos Kreativität.
 | Dem Erfinder der Glühlampe, Edinson, wird der Ausspruch zu geschrieben: "Erfindung besteht zu 5% aus Inspiration, aber zu 95% aus Transpiration." | | |
1. Entstehen eines Problembewusstseins
- Erkennen des Problems (durch den Problembearbeiter selber oder an ihn herangetragen)
- Identifizieren und Beschäftigen mit dem Problem
- Verstehen des Problemkerns
2. Intensive Problembearbeitung
- Überprüfen des aktuellen Wissenstandes
- Sammeln und Analysieren von Informationen,
bei der Produktentwicklung z.B.:
- Kunden (spezifische Probleme)
- Relevante Technologien
- Stand des Wissens
- Alternative Technologien
- Technische Informationen
- Relevante Unternehmen
- Wettbewerber, Komplementatoren
- Statistiken
- Produkte
- Entstehen erster Teillösungen
Während der Problembearbeitung wird der
Problemdruck immer größer. Findet sich keine zufriedenstellende Lösungsidee, baut sich
Frustration beim Problembearbeiter auf.
3. Entspannen und Verfremden (Inkubation)
Während der intensiven Problembearbeitung kommt es zu Entspannungsphasen.
Typische Inkubationsphasen:
- Entspannung
- Einschlafphasen
- Aufwachphasen
Das Unterbewusstsein arbeitet an dem Problem weiter.
Problembezogenes erarbeitetes Wissen wird mit
Erfahrungswissen in Verbindung gebracht und kombiniert (
Inkubation).
 | "Wichtig ist, dass sich der Problemlöser vom Problem physisch und mental löst. Die Inkubation kann sich auch dann nicht entwickeln, wenn der Problemlöser sich mit voller Intensität einer anderen anspruchsvollen Aufgabe widment." | | |
4. Der Geistesblitz (Illumination)
Geistesblitz, Erleuchtung, Auftauchen der Lösungsidee aus dem Unterbewusstsein
Der Lösungsansatz (die Idee) kommt häufig angesichts eines problemfremden Objektes.
 | James Watt beobachtete, daß der Deckel eines Kochtopfes vom Dampf angehoben wurde und immer wieder zurückfiel. Er setzte diese Beobachtung in die Dampfmaschine um. | | |
 | Benzol-Formel: Der Chemiker Kekulé arbeitete mit seinem Stab an Strukturformeln für organische Stoffe; die Formel für Benzol gelang jahrelang nicht. Die ringförmige Strukturformel entwickelte er nachts nach einem Traum, in dem sich eine Schlange in den Schwanz biß. | | |
5. Verfolgen der Ideen
Überprüfung der Idee, ob sie den Anforderungen der Problemlösung gerecht wird.
- Präzisierung der Lösungsidee
- Weiterentwicklung
- Ausarbeitung der Details
- Überwindung der Widerstände
- Akzeptanzerzielung
Tipps
Der kreative Prozess kann bezüglich der Funktionen und Abläufe im Gehirn noch nicht genau erklärt werden.
Dennoch kann das grobe Phasenschema helfen, Situationen und Prozesse besser zu verstehen und kreativitätsfördernd einzuwirken statt unbeabsichtigt den kreativen Prozess zu stören.
 | Manche Unternehmen haben aus den Erkenntnissen über den kreativen Prozess konkrekte Maßnahmen abgeleitet, z.B.:
- Gewährung eines Zeitanteils, der für Aufgaben eingesetzt werden kann, die nach eigenem Ermessen gewählt werden können;
- Einrichtung kreativer Entspannungs- und Arbeitsräume;
- Austauschprogramme;
- Vortragsreihen über fachlich weit entfernte Gebiete.
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Quelle:
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Kommentar
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Kauf
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![Artikel aus Buch [1704]](../_symbol/ausbuch.gif) |
Geschka, Horst (Kreativitätstechniken, 1998): Kreativitätsforschung und Kreativitätstechniken, in: Rienecker (Zukunft, 1998), S. 15-37. |
1704 |
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